Zwei Jahrzehnte lang haben wir dafür gelebt, Ihnen eine unvergessliche Zeit bei uns zu bieten. In dieser Zeit ist unser Haus gewachsen und hat sich verändert, um Ihren Wünschen immer gerecht zu werden. Und wir vom Team haben uns in dieser Zeit mitentwickelt. Wir haben uns weiterentwickelt, neue Dinge gelernt und sind mit jedem verstrichenen Augenblick zu einer besseren Version unserer selbst geworden. Dieses Haus ist nicht nur ein Hotel, in welchem Sie zu jeder Zeit Ihrem Leben eine Pause geben konnten. Nein, in diesen 20 Jahren war dieses Haus auch ein Zuhause. Dieses Haus sah Menschen Eltern werden, es hörte Babys ihr Leben beginnen und fühlte Kinder aufwachsen. Es gab uns allen eine sichere Unterkunft in den kalten Tagen des Winters und einen Anker für all jene, die im Sommer das Abenteuer der Berge schmeckten, um abends wieder zurück kehren zu können. Dieses Haus sah zu, wie sich zwei Leben zu einem verwoben und gab ihnen Mut und Kraft, zusammen zu sein. Es sah, wie sich zwei Leben trennten und spendete Geborgenheit und Trost für all jene, die sich alleine auf den langen Rückweg begeben mussten.

Von den Anfängen als kleiner Gasthof in den Gebirgsauen des Stillachtals bis zur Errichtung des heutigen Hotels hat dieser Ort vieles erlebt. Und jede Veränderung prägte einen anderen Aspekt seines Charakters.
Dieser einzigartige Charakter ist es, der Sie zu uns lockt. Sie und so viele mehr, keiner gleicht dem anderen und doch haben wir eines gemeinsam: Wir sind hier, weil dieser Ort uns anzieht, uns fasziniert und uns verzaubert.
Jedoch gibt es in all dieser Faszination auch irdische Dinge, die uns binden. Die uns zurückhalten, uns in die Realität zurückziehen. Auch an uns sind die letzten Jahre nicht spurlos vorbei gegangen. 20 Jahre des regelrechten Kampfes mit dem wunderbaren, aber eigensinnigen Charakter dieses Hauses hinterlassen Spuren. Mitarbeiter, welche sich diesem Hotel verschreiben, gibt es immer weniger. Und obwohl unsere hervorragenden Mitarbeiter ihr Bestes geben, um diesen Ort am Leben zu erhalten, lässt sich nicht verleugnen, dass wir ans Ende unserer Kräfte gelangen. Der Anspruch an uns steigt mit jedem Jahr und die Möglichkeiten, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, sind bedeutend gering. Jeder Mensch, auch der beste Mitarbeiter, braucht freie Tage und Urlaub. Wir haben lange genug unser Privatleben hergegeben, um der Arbeit gerecht zu werden. Als sich in den letzten Jahren all jene Dinge gehäuft haben und die Kosten für die Erhaltung dieses Hauses gestiegen sind, musste Martina Berktold-Thaumiller, die Chefin des Berggenuss Birgsau, eine unglaublich schwere Entscheidung treffen.

Aber lassen Sie uns zuerst von dieser Frau erzählen, unserer Mutter, unserer Chefin und unserem Antrieb. Aufgewachsen unter der Erziehung unserer Eltern ging unsere Mutter immer den einen Schritt mehr, um uns Kindern ein Leben zu bieten, welches geradezu schamlos verwöhnend war. Von Eiscreme bis Bauchschmerzen aufkommen bis zu privaten Poolparties mit dem gesamten Freundeskreis durften wir alles tun, was innerhalb der Grenzen des Hauses machbar war. Nie gab es ein Nein als klares Verbot, immer durften wir nach etwas Warten genau das tun, was wir wollten. So viel Unsinn wir in unseren Kindestagen und im jugendlichen Leichtsinn auch angestellt hatten, unsere Mutter übersah es immer mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, wenn auch so manch graues Haar eventuell von uns stammen könnte. Was wir vehement bestreiten werden, wenn Sie uns danach fragen. Und diese unglaubliche Frau, welche wir dankbar Mutter nennen können, schaffte es, den Balanceakt zur Arbeit dennoch so sicher und ohne Netz und doppelten Boden zu halten, dass es nie auch nur Zweifel am Können ihrer Fähigkeiten gab. Getragen von ihrer eisernen Mentalität und dem unglaublichen Fokus gab es nur eine Person, in dessen Hände sie sich in unbemerkten Momenten zurückfallen ließ.

Unser Vater, Hubert Berktold. Der Mann hinter den Kulissen. Nicht hineingeboren, doch hinein gewachsen war er derjenige, der mit zwei Händen dieses Haus am Leben erhielt. Er, der alles tat, ohne jemals (vielleicht ab und zu) zu murren, damit jede anstehende Reparatur zügig und zufriedenstellend ohne viel Aufsehens erledigt wurde. Jede Renovierung, jeder neue Raum und jedes umgestaltete Zimmer entstand durch seine Fähigkeiten, formte sich unter seinen Händen. Er ist das schlagende Herz im Hintergrund, der Stamm, der uns trägt, damit wir in unerreichte Höhen wachsen können. Aber nicht nur unsere Eltern, nein, auch unser Personal gehört zu dieser Familie. Dass wir an diesem Punkt angelangt sind, haben wir den unglaublichen Menschen zu verdanken, die sich entschieden haben, Teile dieses Wegs an unserer Seite zu gehen. Und selbst, wenn sie uns doch verlassen hatten, hinterließen sie immer etwas, aus dem wir lernen konnten.

Jedoch sind auch einige geblieben. Und sie sind es, die das Gesicht des Hotels bilden. Sie sind es, die aktiv das Geschehen im Haus beeinflussen. Und sie sind es, die Ihnen den Urlaub ermöglichen, den Sie sich vorstellen. Aber sie sind auch Lehrer. Lehrer für uns, die Kinder vom Haus. In jedem unserer Leben gab es den Punkt, an welchem wir begonnen haben, für das Hotel zu arbeiten, um Taschengeld zu bekommen und somit den Wert des Geldes kennen gelernt. Wir konnten uns immer auf die Expertise und Führung unserer Mitarbeiter verlassen. Wir konnten in unsere Aufgaben hineinwachsen und immer darauf vertrauen, dass wir, falls wir einen Fehler machten, mit einer erfahrenen Person den Fehler ausbügeln konnten. Und wir konnten darauf vertrauen, dass sie uns die Fehler machen ließen, die wir brauchten, um daran zu wachsen. Hiermit möchten wir uns bei unseren Mitarbeitern für all die Jahre bedanken, die sie uns begleitet haben.

Wir Kinder vom Haus haben einen Großteil unseres Lebens im Berggenuss Birgsau verbracht. Wir haben hier eine Heimat gefunden. Dadurch können wir die Schwere der Entscheidung verstehen, die unsere Mutter getroffen hat.

Ab dem 31.10.2023 wird es das Berggenuss Birgsau mit uns nicht mehr geben. Eine Entscheidung, die das Herz tonnenschwer werden lässt und die Seele belastet. Eine Entscheidung, die vordergründig Traurigkeit, Enttäuschung und Zweifel trägt. Aber auch eine Entscheidung, die einen riesigen Einschlag in das Leben unserer Eltern bedeutet. Ein Ergebnis, dass den Arbeitstag von 12 Stunden auf 8 reduziert. Ein Ergebnis, dass Verantwortung und Sorgen von gebeugten Schultern nimmt und Kraft und Vitalität zurückgibt.
Eine Entscheidung, die das Ende großer Mühen bedeutet und unseren Eltern die Möglichkeit gibt, ihren Lebensabend in Ruhe und Gemütlichkeit zu genießen. Ein Ergebnis, dass ihnen die Chance gibt, ein Leben zu leben, welches nicht mehr geprägt ist von Arbeitszeit, Umsätzen und Schichten, sondern vom Zufrieden alt werden, vom stressbefreiten Existieren und von hochgelegten Füßen an warmen Sommertagen. Und davon, Großeltern zu sein (was das wirklich bedeutet, überlassen wir Ihrer Vorstellung). Aber diese Entscheidung besitzt eben auch jene Schattenseiten, die wir bereits angesprochen haben. Je größer eine Entscheidung ist, desto stärker sind auch die Zweifel. Deswegen sind wir hier, um zu beweisen, dass all jene Zweifel unbegründet sind. Wir hatten eine großartige Zeit in diesen 20 Jahren. Und umso besser werden die Jahre, in denen unsere Eltern sich nicht mehr auf diese Mammutaufgabe fokussieren müssen.

Wir freuen uns auf einen wundervollen, neuen Lebensabschnitt und wollen uns bei Ihnen bedanken.
Liebe Gäste des Bergenuss Birgsau, wir danken Ihnen von tiefstem Herzen, dass Sie ein Teil dieser Geschichte waren. Dass Sie immer an uns geglaubt haben und dass Sie dieses Hotel mit am Leben erhalten haben.
Wir möchten uns bei unseren Mitarbeitern bedanken, bei all jenen, die sich mit Tatendrang und hochgekrempelten Ärmeln in dieses Abenteuer gestürzt haben und uns geholfen haben, dahin zu kommen, wo wir jetzt sind.
Wir wollen uns bei unserem Vater bedanken, dass er immer für uns da war und auch seine Frau nie alleine im Regen hat stehen lassen.

Und vor allem wollen wir uns bei unserer Mutter bedanken, bei der Chefin des Betriebs und bei der Powerfrau, die sie ist. Für uns bist du keine 20 Jahre da gewesen, sondern unser ganzes Leben. Danke.

Johanna, Aurel und Magnus